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Sonja Rüegger

Sonja Rüegger

«Was ich extrem schätzte war, dass die Dozenten viel mit konkreten Praxisbeispielen aus unseren Berufsalltagen arbeiteten. Dadurch erklärten sich Zusammenhänge schneller und wir bekamen viele Inputs aus anderen Branchen.»

Nicht die viel gelobten «Soft Skills» machen Frauen im Beruf erfolgreich, sondern der Wille zum Erfolg, sagt die Schweizer Ford-TopManagerin Barbara Kux. Sonja Rüegger hat den Willen, neue Herausforderungen anzunehmen.

Quelle: Aargauer Wirtschaft Nr. 3/ 17. März 2021

Interview mit Sonja Rüegger

Eveline Frei

März 2021

Frau Rüegger, war die Weiterbildung zur «Fachfrau Unternehmensführung KMU» ein Kraftakt für Sie?

Ich hatte das Gefühl, dass ich mich aufgrund meines Alters, ich bin jetzt 56 Jahre alt, in einzelnen Themen vermehrt in die Bücher vertiefen musste. Ich wollte die Dinge verstehen und nicht einfach auswendig lernen und habe daher auch noch viel im Internet recherchiert und weitere Fachartikel gelesen. Erschwerend kam hinzu, dass ich während fast der ganzen Weiterbildung zwei Teilzeitstellen hatte. Ohne meinen Mann hätte ich den Aufwand nicht stemmen können. Ja, von dieser Warte aus gesehen war es ein Kraftakt.

Welchen Schwerpunkt haben Sie in Ihrer Abschlussarbeit gesetzt?

Das Ende der Firma Widmer Bau AG in Gränichen nach 150-jähriger Tätigkeit, genauer gesagt die Abläufe vor, während und nach der Betriebseinstellung. Das Thema war naheliegend.

Sie haben keinen Berufsabschluss, aber sind durch ständige Weiterbildungen zu einer gefragten Ansprechperson im Bereich Arbeitsrecht GAV im Baugewerbe geworden. Das ist eine bewundernswerte Leistung!

Als Jugendliche habe ich die kaufmännische Lehre nach einem Jahr abgebrochen. Danach habe ich an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Branchen gearbeitet, landete aber immer wieder im Büro. Von 2008 bis 2010 habe ich mich in der Erwachsenenbildung an der Berufsschule Zofingen zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen weitergebildet. Noch vor den Schlussprüfungen kam ich zur Widmer Bau AG in Gränichen und durfte dort den Bereich Personaladministration und Buchhaltung übernehmen. Nebst der Buchhaltung habe ich mich für Personalführung und -administration sowie Arbeitsrecht und Sozialversicherungen interessiert. Die nötigen Fachkenntnisse holte ich mir unter anderem an Kursen im Ausbildungszentrum vom Baumeisterverband in Sursee und in WEKA-Kursen.

Kann man die Ausbildung «Fachfrau Unternehmensführung KMU» auch ohne Berufsabschluss absolvieren?

Wer genügend Berufsjahre und Berufserfahrung vorweisen kann, erhält die Chance, den Abschluss zu machen auch ohne Berufsabschluss. Es macht aber durchaus Sinn, vorausgehend Abklärungen vorzunehmen, wobei ich betonen möchte, dass der Lehrgang auch ohne eidgenössischen Abschluss empfehlenswert ist. Aufgrund meiner Erfahrungen und Weiterbildungen habe ich ein breites Fachwissen, aber mir fehlte der Tiefgang.

Was hat Sie bewogen die Ausbildung zu machen?

Da ich davon ausgehen musste, dass meine Stelle als Kaufmännische Leiterin durch eine anstehende Nachfolgeregelung in den nächsten Jahren überflüssig wird, habe ich mich entschlossen, trotz, oder vor allem wegen meines Alters, einen eidgenössischen Fachabschluss in Angriff zu nehmen, um meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Im Herbst 2018 startete ich dann in Bern die zweijährige Ausbildung zur «Fachfrau Unternehmensführung KMU».

Ihr Arbeitgeber hat kurz nach Ihrem Studienanfang die Betriebseinstellung mitgeteilt. War das ein Schock für Sie?

Ja und nein. Ich wusste, dass die Zeit bei Widmer Bau AG dem Ende entgegen geht, aber dass es so schnell geht, damit hat keiner von uns gerechnet. Dank unermesslichem Einsatz, hauptsächlich durch Urs Knoblauch, war es möglich für sämtliche Mitarbeiter neue Herausforderungen zu finden. Ich war in den vergangenen Jahren die Ansprechperson für unsere Mitarbeiter, auch wenn sie private Probleme hatten. Um ihnen in der schwierigen Zeit weiterhin zur Seite zu stehen, bin ich trotz neuer Stelle in der Widmer Bau AG geblieben.

Hat die Ausbildung Ihre Erwartungen erfüllt?

Ja! Es gab Fächer, da hätte ich mir noch weitergehende Themen gewünscht, und andere Fächer hätte man, nach meinem Geschmack, etwas straffen können. Was ich extrem schätzte war, dass die Dozenten viel mit konkreten Praxisbeispielen aus unseren Berufsalltagen arbeiteten. Dadurch erklärten sich Zusammenhänge schneller und wir bekamen viele Inputs aus anderen Branchen. Trotz grossem Arbeitspensum freute ich mich jeden Mittwoch auf den Präsenzunterricht in Bern. Die Begegnungen mit den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern waren für mich stets eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag. Und was ich nie erwartet hätte, bereits einen Monat nach der Veröffentlichung der Betriebseinstellung der Widmer Bau AG durfte ich bei der Wyder Gartenbau AG in Oberentfelden meinen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben, und das als Ü50! Ich bin heute noch überrascht.

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